Worauf kommt es in der Erziehung an?

Worauf es in der Erziehung ankommt:

Unser Einfühlungsvermögen als Eltern ist der Schlüssel dafür, dass unsere Kinder in der Lage sind Bindung aufzubauen. Bindung wiederum ist eines der wichtigsten Grundbedürfnisse unserer Psyche. Sie ist überlebenswichtig, ohne Bindung hätten wir als Säuglinge keine Überlebenschance und auch als Erwachsene sind wir auf Zugehörigkeit und Gemeinschaft angewiesen, um zu überleben (siehe Blogbeitrag „Grundbedürfnisse unserer Psyche“).

Wenn sich Eltern in die Bedürfnisse ihrer Kinder einfühlen können, empathisch sind, sind sie auch in der Lage, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen. Dadurch entsteht Vertrauen, denn das Kind nimmt wahr, dass sich die Eltern um seine Bedürfnisse kümmern. Durch Empathie der Eltern lernen Kinder ihre eigenen Gefühle zu spüren, zu benennen und zu regulieren.

Einfühlungsvermögen bedeutet jedoch nicht, jeden Wunsch zu erfüllen, sondern das tatsächliche Bedürfnis zu erspüren und zu stillen.

Wenn du selbst über ein hohes Einfühlungsvermögen verfügst, wird es dir leicht fallen, dich in die Bedürfnisse deiner Kinder einzufühlen. Hast du den Eindruck, dass dir oft das sogenannte Fingerspitzengefühl fehlt, findest du hier eine Anleitung, um dein Einfühlungsvermögen weiter auszubauen:

Zuerst ist es wichtig, dass du dein Kind bewusst wahrnimmst, indem du ihm deine volle Aufmerksamkeit und Zuwendung schenkst. Was siehst, hörst, spürst, riechst du und was sagt dir das über das Befinden deines Kindes? Im nächsten Schritt versuche zu deuten, was du wahrgenommen hast. Bei kleinen Kindern achte auf die Körpersprache, den Gesichtsausdruck, die Haltung des Kindes. Größere Kinder kann man zusätzlich fragen, was sie brauchen, wenn du aufmerksam zuhörst. Zeichen der Zuwendung, Abwendung, Anspannung oder Entspannung sind bei jedem Kind wahrnehmbar. Bei kleineren Kindern oft deutlicher als bei älteren. Jugendliche sind oft schwerer zu entschlüsseln, da sie bewusst darauf achten, keine Miene zu verziehen, um uns im Ungewissen zu lassen.

Zuwendung erkennst du durch: Blick zuwenden, langsames zubewegen, Berührung, Nicken, Anlehnen, ausgestreckte Hand, Körperausrichtung.

Abwendung erkennst du durch: Beendigung des Blickkontaktes, Abwenden, Abwenden des Körpers, Kopf abwenden, Kopf schütteln, Zurückweichen, Erstarren, zusammen gepresste Lippen.

Entspannung erkennst du an: Entspannte Muskeln, tiefen Atem, tiefere Stimmlage, langsames Sprechen, entspannte Lippen, entspannte Schultern, ruhige Bewegung, entspannte Augen.

Anspannung erkennst du an: Angespannte Muskulatur, flaches Atmen, gepresste Lippen, Abstand, hastige Bewegung, angespannte Augen.

Wenn du achtsam bist, wirst du die individuellen Merkmale der Körpersprache deines Kindes erkennen lernen. Im letzten Schritt geht es darum, die Bedürfnisse deines Kindes zu erfüllen.

Für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene ist das Gespräch wesentlich, um die Bindung aufrecht zu erhalten. Durch aufmerksames Zuhören empfinden unsere Kinder, dass sie uns wichtig sind und wir uns für sie interessieren. Wichtig ist, dass wir dabei keine Absicht verfolgen, also sie im Gespräch nicht in irgendeine Richtung lenken. Wichtig ist es, den Blickkontakt aufzunehmen, einen günstigen Zeitpunkt zu wählen beispielsweise beim Autofahren, nach Möglichkeit unseren Körper zuzuwenden, zu nicken, zu lächeln, mitzudenken, das Gesagte wiederzugeben und zwischendurch Fragen zu stellen.

Solltest du manche oder mehrere Gefühle nicht empfinden können, handelt es sich um abgespaltene Gefühle. Das ist ein Abwehrmechanismus. Können wir in der Kindheit negative Gefühle nicht bewältigen, werden sie zum Schutz durch unsere Psyche ausgeschaltet. Wenn du beispielsweise nicht in der Lage bist jemanden zu vermissen, ist dies auf Erfahrungen von Verlassenheit und Isolation zurückzuführen. Dieses unerträgliche Gefühl wurde in deiner Kindheit ausgeschaltet, um weiter zu funktionieren. Auch im Erwachsenenalter werden diese Gefühle sofort blockiert. Wenn wir Gefühle bei uns nicht wahrnehmen können, können wir sie auch bei anderen nicht wahrnehmen und sind nicht in der Lage uns einfühlsam zu verhalten, was wiederum Auswirkungen auf unsere Kinder mit sich bringt. Durch psychologische Unterstützung ist es zu jedem Zeitpunkt deines Lebens möglich, negative Erfahrungen aufzuarbeiten und damit dir und deinen Kindern ein gefühlsreiches Zusammenleben zu ermöglichen (siehe "Du suchst fachliche Unterstützung? Die drei wichtigsten Auswahlkriterien im Überblick").

Auf Wunsch berate ich dich gerne online, im GesundheitsCentrum Preding oder bei einem Hausbesuch im Raum Leibnitz, Deuschlandsberg und teilweise Graz-Umgebung.

Quellenverzeichnis:

STAHL, Stefanie/TOMUSCHAT, Julia (2018): Nestwärme, die Flügel verleiht. Gräfe und Unzer Verlag GmbH. München.