Pubertät – Herausforderung für Eltern oder Teenager?

Pubertät - Herausforderung für Eltern oder Teenager?
Wir mussten alle durch und fühlen uns dennoch oft wenig vorbereitet, wenn Sie uns bei unseren Kindern wieder begegnet – die Pubertät. Mit ihr beginnt die zweite Trotzphase und gleichzeitig endet die Kindheit. Warum es bereits in der ersten Trotzphase um das Erlangen von Selbstständigkeit geht, erfährst du in meinem Blogbeitrag „Kleiner Trotzkopf“. Im Alter von 11 bis heutzutage 21 Jahren dauert die zweite Trotzphase. Auch in dieser Phase geht es darum, noch eigenständiger zu werden. Schließlich wollen unsere Kinder das große Ziel, die Unabhängigkeit von den Eltern, erreichen.
Wenn Eltern einen bestimmten Weg für ihre Kinder vorgesehen haben, fällt es umso schwerer, wenn sie sich zu eigenständigen Menschen entwickeln, die nun ihren, vielleicht ganz anderen Weg gehen. Dann denken wir, warum sind unsere Kinder nur so schwierig, nicht wiederzuerkennen? Ähnlich geht es auch unseren Kindern. In ihren Augen sind wir Eltern schwierig und darüber hinaus des Öfteren schrecklich peinlich.
Doch was passiert da eigentlich?
In der Phase der Pubertät sorgen Hormone für enorme körperliche Veränderungen und auch das Gehirn strukturiert sich großteils neu. Jugendliche sind durch diese extremen Veränderungen emotional sensibel und impulsiv. In dieser Zeit kommt es bei einigen von ihnen zu einem Wechselbad der Gefühle. Einerseits empfinden unsere Teenager ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Bindung und andererseits ein starkes Bedürfnis nach Abgrenzung und Eigenständigkeit. Wenn die Zeit der Pubertät extrem verläuft, hängt das oft damit zusammen, wie gut uns Eltern die Balance zwischen Bindung und Autonomie im Kontakt mit unseren Kindern gelingt (siehe „Grundbedürfnisse der Psyche“).
Haben Eltern in ihrer eigenen Kindheit zu wenige Erfahrungen im Bereich der Selbstständigkeit gemacht und dadurch ein stark angepasstes Verhalten erlernt, fällt es besonders schwer, wenn sich die eigenen Teenager stark abgrenzen. Angepasste Eltern haben oftmals große Angst davor, dass die Beziehung in die Brüche gehen könnte und engen die Kinder ein.
Es kann auch sein, dass wir durch den Mangel an Selbstständigkeit in unserer eigenen Kindheit ein noch stärkeres Streben nach Autonomie erlangt haben. Dann gehören wir zu den autonomen Eltern und laufen Gefahr, bei unseren Teenagern zu früh loszulassen. Beispielsweise könnten Gedanken aufkommen wie „mach doch was du willst, du bist schließlich alt genug“.
Doch gerade in der Pubertät werden oftmals Gefahren unterschätzt und mehr Risiken eingegangen. Umso wichtiger ist es, dass wir als Eltern zwar loslassen aber uns weiterhin um die Beziehung zu unseren Teenagern bemühen. Denn auch hier ist das Wichtigste in der Erziehung gefragt, unser Einfühlungsvermögen (siehe "Worauf kommt es in der Erziehung an?").
Hattest du beim Lesen das Gefühl, dass dir die Balance nicht ausreichend gelingt, da du ständig in Sorge bist? Oder hast du dich bei den autonomen Eltern wieder gefunden und fragst dich, ob dein Kind mehr Nähe braucht? Dann macht es Sinn, deine eigenen Erfahrungen mit dem Thema Bindung und Autonomie zu reflektieren und dir bei Bedarf die passende Unterstützung an deine Seite zu holen.
Auf Wunsch berate ich dich gerne online, im GesundheitsCentrum Preding oder bei einem Hausbesuch im Raum Leibnitz, Deuschlandsberg und teilweise Graz-Umgebung.
Quellenverzeichnis:
STAHL, Stefanie/TOMUSCHAT, Julia (2018): Nestwärme, die Flügel verleiht. Gräfe und Unzer Verlag GmbH: München.